Anlässlich des Neubaus eines Wohn- und Geschäftshauses wurden von Archäo Kontrakt auf dem Eckgrundstück zwischen der Kreuzstraße und der Töpferstraße in Senftenberg, Kreis Oberspreewald-Lausitz, im Dezember 1997 eine Voruntersuchung und eine baubegleitende Hauptuntersuchung durchgeführt.
Senftenberg wurde vermutlich im 12. Jahrhundert gegründet. Die Siedlung lag westlich der Burg und war planmäßig um den trapezförmigen Marktplatz herum angelegt worden. Senftenberg lag an einer alten
Fernhandelsstraße, die von West nach Ost durch die Stadt führte. Die älteste urkundliche Erwähnung Senftenbergs stammt aus dem Jahr 1279.
Das zu untersuchende Grundstück lag etwa 150 m westlich des Marktes in unmittelbarer Nähe der bei einer früheren Untersuchung nachgewiesenen Fundamente des ehemaligen Stadttores. Der gewachsene
Boden, ein heller Sand wurde nur im Nordosten der untersuchten Fläche ungestört erfasst. Dort hatten sich auch Reste eines A-Horizontes erhalten. Die ältesten geborgenen Funde stammen aus dem 12.
Jahrhundert, allerdings konnte keine eindeutig in diese Zeit datierende Befunde nachgewiesen werden.
In der Periode I wurde ein erster, nordsüdlich verlaufender Graben an dieser Stelle ausgehoben. In dessen Verfüllung hinein wurde ein jüngerer Graben eingetieft, Periode II. Er war 6,6 m breit und
1,4 m tief. Er war mit einem hellen, streifig gemischten Sand verfüllt, der in erheblicher Stärke auch flächig aufplaniert worden war. Ein Mauerfundament auf mächtigen Granitsteinen dürfte als
Nächstes eingebracht worden sein, Periode III. Von der älteren Mauerphase, Periode III a, war nur die Fundamentierung erhalten. Sie bestand aus über einen Meter großen, unbehauenen Feldsteinen aus
rötlichem Granit und mehreren Brocken aus Raseneisenerz und hellerem Sandstein in einem Kalkmörtel. Der Mörtel hatte eine dunkelgelbe Farbe und war mit viel grobem Sand versetzt. Darüber folgte eine
zweite Bauphase, Periode III b, welche auf zwei deutlich kleineren Feldsteinen ruhte. Das jüngere Mauerwerk setzte sich aus grob zurecht geschlagenen Sandsteinen zusammen, die mit einem helleren
Kalkmörtel verbunden waren, der mit weniger und feinerem Sand gemagert war. Das Mauerwerk setzte sich nach Süden und Westen fort, es dürfte sich dabei um die Nordostecke des erwähnten Stadttores
handeln.
Die Funde belegen die Nutzung des untersuchten Areals seit dem 12. Jahrhundert. Neben im Haushalt genutzter Keramik traten auch Scherben auf, die als Fehlbrände eingeordnet werden mussten. Sie lassen
auf in der Nähe, in der Töpfergasse?, arbeitende Töpfer schließen. Daneben wurde aber auch Importkeramik gefunden, neben einigen rheinischen Stücken bestand sie hauptsächlich aus sächsischem
Steinzeug.
Uwe Müller, Ein Stadttor in Senftenberg, Landkreis Oder-Spree. Archäologische Untersuchungen auf dem Grundstück Kreuzstraße 25. In: Arbeitsberichte zur Bodendenkmalpflege Brandenburg 4 (=Einsichten.
Archäologische Beiträge für den Süden des Landes Brandenburg 2) 2000, 243-245