Im 19. Jahrhundert wurden in Potsdam-Babelsberg von Friedrich Schinkel ein Schloss und von Peter Joseph Lenné und Hermann von Pückler-Muskau ein Landschaftspark geschaffen. Die Bewässerungsanlagen des Parks, ein System aus künstlichen Quellen, Bachläufen und Seen, sollten freigelegt und instandgesetzt werden. Für dieses Vorhaben wurden in den Jahren 2009 bis 2010 mit archäologischen Mitteln der Verlauf und der Zustand der künstlich angelegten Gewässersohlen beziehungsweise der Teichränder untersucht.
Die Untersuchungsschnitte zeigten, dass die Entstehung der künstlich angelegten Gewässer nicht in allen Objekten gleich verlief. Bei den archäologischen Arbeiten fanden sich als älteste Befunde an vielen Stellen Pfostenlöcher, in denen einst Stangen von 6-12 cm Durchmesser gesteckt hatten. Es gab Hinweise darauf, dass mit ihrer Hilfe die ursprüngliche Modellierung des Geländes unter Lenné vorgenommen worden war.
Schwarzes Meer
Im Bereich des Staubeckens und des Bachlaufes über dem Schwarzen Meer zeichneten sich drei
Phasen der Gestaltung im Boden ab. Wenige Reste von eingebrachten Materialien gehörten zu einer
ältesten Bauphase, die später beinahe vollständig zerstört wurde. Im Bachverlauf fanden sich z.T.
zwei zeitlich aufeinander folgende Packungen aus identischem Ton von der Abdichtung der
Bachläufe. In einem jüngsten Eingriff wurden die Brücke über den Bach und das kleine Wehr
errichtet. Im Schwarzen Meer selbst ließ sich nur eine ältere, homogenem Tonpackung von
jüngerem, stark fleckigen Material abtrennen. Die jüngste Umgestaltungsphase war hier nicht
vertreten.
Quellteich und Bachlauf über dem Wilhelmwasserfall
Die Arbeiten am Quellteich wiesen zwei Bauphasen nach, gekennzeichnet durch die Benutzung von Zement- bzw. Kalkmörtel.
Im Bach über dem Wilhelmwasserfall ließen sich zwei zeitlich unterschiedliche Bachläufe
nachweisen. Die ältere Tonpackung ließ sich zwanglos der Pücklerschen Bachgestaltung zuweisen. Die jüngere Tonpackung würde, diesem Gedanken folgend, zu der 1880 dokumentierten Umgestaltung gehören.
Auch hier ließen sich aber ältere Bodeneingriffe feststellen, auch wenn deren Umfang und Funktion z.T. nicht eindeutig nachvollziehbar waren.
Großer See
Am Großen See wurden u. A. der Zustand der Böschungssicherung und die genaue Lage und
Versorgung des Wasserfalls untersucht. Die Wasserführung zum Wasserfall am Großen See verlief über ein gut im Boden erhaltenes Feldsteinpflaster. Der Kalkmörtel zwischen den Steinen wurde, um ein
natürliches Bachbett zu imitieren, mit Kieselsteinen belegt.
Aus Backsteinen war auch eine kreisförmige Mauer gesetzt worden, welche ursprünglich die Einfassung eines kleinen Wasserbeckens bildete. An dessen Sohle dürfte die den Bachlauf speisende Leitung austreten, zumindest quoll beim Probelauf des Wasserfalls das Wasser aus dieser Einfassung hervor. Später wurde dann ein großer Feldstein über dem Quellteich platziert. Dazu wurden Teile der Teicheinfassung abgetragen, Teile der stehen gebliebenen Mauer wurden dabei nach außen verdrückt.
Die Böschung des Sees war durch einer Feldsteinpflasterung gesichert. Der benutzte Kalkmörtel zeigte aber unterschiedlich starke Degenerierungserscheinungen. An den besseren Stellen war die Pflasterung in größere, zusammenhängende Platten zerbrochen. An den schlechteren Stellen war der Mörtel sehr weich geworden und haftete kaum noch an den einzeln liegenden Steinen. Abgesehen von der Blockierung des Quellteiches scheinen alle Eingriffe auf eine Maßnahme zurückzuführen zu sein.
Zusammenfassung
In allen Bereichen, außer dem Großen See, konnten Spuren älterer landschaftsgestaltender Eingriffe erkannt werden. Den oben geäußerten Datierungsvorschlägen folgend dürfte es sich dabei um Reste
der Arbeiten von Lenné handeln. Die Sohlen der Bäche war in der Regel mit Ton abgedichtet, häufig zusätzlich auch mit einem Steinpflaster. In Bereichen mit einem stärkeren Gefälle und höheren
Strömungsgeschwindigkeiten wurden auch Kalkmörtel und Bandeisen zur Festigung des Bachbettes eingesetzt.
Mehrfach wurde die Gestaltung des frühen 20. Jahrhunderts deutlich. Dazu gehörten besonders die Backsteinbauten oberhalb des Schwarzen Meeres. Im Zuge der Verrohrung des Bachbetts über dem
Wilhelmwasserfall und der Verkleinerung des Quellteiches entstanden auch die Schieberanlage mit Stau- und Flügelmauern sowie dem Absetzbecken.
Der Ausbau der DDR Grenzsicherung griff besonders in die im Osten des Parks gelegenen Untersuchungsbereiches ein. Immer wieder deuteten Konzentrationen von weniger als 20 Jahre altem Müll aber auch
rezente Schachtungen an, die ebenfalls zur Zerstörung der Anlagen beigetragen haben.