Groß Kienitz wurde 1305 erstmals urkundlich erwähnt.
Weidendamm
Bei den archäologischen Untersuchungen am Weidendamm in Groß Kienitz, Kreis Teltow-Fläming, im Jahr 2005 wurden insgesamt 52 urgeschichtliche Gruben dokumentiert. Die meisten Gruben wurden nur oberflächlich erfasst, blieben aber im Planum erhalten. Sie wurden vor der Überbauung durch Geotextil und Schotter abgedeckt. Einige Gruben mussten baubegleitend untersucht werden, da sie durch tiefer reichende Bodeneingriffe vollständig zerstört werden sollten.
Die belegungszeitliche Oberfläche konnte nicht erfasst. Meist waren die Gruben weniger als 50 cm tief erhalten, die oberen Teile scheinen durch Erosion zerstört worden zu sein. Wo Aussagen zur Form
und Größe der Gruben getroffen werden konnten handelte es sich häufig um runde Anlagen mit leicht einziehenden Wänden. Mehrere Gruben enthielten einen dunklen, holzkohlereichen Boden mit
zersprungenen Feldsteinen, Keramik und, teils verbrannten, Knochenresten.
Die Keramik war im wesentlichen unverziert, am häufigsten traten einzeilige Einstichreihen unterhalb des Randes auf. Sie lässt sich in die ältere Trichterbecherkultur datieren, spätes 5. und frühes
4. Jahrtausends v. Chr., und zeigt Anklänge an verschiedene regionale Gruppen.
Das gemeinsame Vorkommen solcher Keramik mit unterschiedlichen Kultureinflüssen zusammen mit Feuerstellen- und Brandresten und Knochen findet sich auch auf einer Reihe von gleichzeitigen Fundplätzen, die als Kultstätten gedeutet wurden1. Hier könnte sie als lokaler Mittelpunkt einer kleinen Siedlungsgemeinschaft gedient haben, die in den nördlich anschließenden, sandigeren Regionen, den Sandbergen, siedelte.
1 Peter König, Ein Kultplatz auf der Höhe? Untersuchungen einer mittelneolithischen Kultgrube bei Lietzow, Landkreis Havelland . in: Archäologie in Berlin und Brandenburg 1995-1996 (1997), 46; Eberhard Kirsch & Friedrich Plate, Der Gallberg bei Zachow, Kr. Nauen, ein mittelneolithischer Kultplatz. In: Veröffentlichungen Museum Potsdam 24, 1990, 27-43
Dorfkirche
Die Kirche wird als rechteckige Saalkirche beschrieben, mit einem bereits im Grundriss angelegtem Turm. In der Ostwand ist noch eine wenig veränderte Dreierfenstergruppe erhalten geblieben. Der Typus der Baustruktur und die Proportionen dieser Kirche sind eher ungewöhnlich. Die Datierungsansätze reichen von der Mitte2, über die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts3 bis deutlich ins 14. Jahrhundert4.
2 Kurt Pomplun, Der mittelalterliche Dorfkirchenbau auf dem Teltow. In: Berliner Blätter für Vor- und Frühgeschichte 9 (=Festschrift für Karl Hohmann), Berlin 1960, 10
3 Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR. Bezirk Potsdam. Institut für Denkmalpflege in der DDR/Abteilung Bestandsforschung (Hrsg.). München 1978, 450; Georg Dehio, Handbuch der Deutschen
Kunstdenkmäler. Brandenburg. München 2000, 389
4 Ulrich Waack, Zur Geschichte des Kirchenbaus im Kreis Zossen. In: Heimatkalender für den Kreis Zossen, Zossen 1993, 140
Im Zuge einer Mauerwerkssanierung im Jahre 2000 wurde die Freilegung der Fundamente des Gebäudes archäologisch begleitet. Im Bereich des Übergangs von Turm und Schiff fielen einige Unregelmäßigkeiten auf, Abbildung 4, so dass dieser Bereich näher untersucht wurde. Als ältester Befund ist die einheitlich, dunkelhumose Erde zu nennen, Abbildung 3. Sie legt nahe, dass auf diesem Platz bereits vor dem ersten Steinbau eine tief in den Boden eingreifende Nutzung erfolgt war, vermutlich bestand vorher hier schon ein Friedhof.
Als nächstes waren die Fundamente des Turms, Nr. 1, gesetzt worden, eine Baugrube dafür war nicht zu erkennen. Sie kragten etwa 25 cm weiter nach Süden aus als das aufgehende Mauerwerk. Die
Fundamente bestanden aus unbearbeiteten Feldsteinen, die in drei Lagen vermauert waren. Zwischen ihnen war weißer Kalkmörtel zu erkennen, der nur wenig Sand enthielt. Da sich der Mörtel nicht von dem
des aufgehenden, teilweise deutlich sichtbar sekundär verputzten Mauerwerks unterschied, dürfte es sich ebenfalls um eine nachträgliche Verfugung handeln. Ein zeitgleiche Kirchenschiff konnte nicht
nachgewiesen werden, vermutlich handelte es sich dabei um eine Holz- oder Fachwerkkonstruktion.
Nach Osten hin schloss als Nächstes das Fundament des Langhauses an, Nr. 2. Es war aus annähernd regelmäßig behauenen Granitquadern, 70 x 30 cm, in zwei Lagen gesetzt worden. Es ragte etwa 40 cm weit
nach Süden vor. Darüber folgte eine Ausgleichsschicht, Nr. 3, die aus kleineren und größeren behauenen und unbehauenen Feldsteinen bestand, sie kragte noch 10 cm aus. Das aufgehende Mauerwerk, Nr. 4,
bestand aus wechselnden Lagen von grob behauenen Granitquadern, sowie kleinen, als Zwischenschicht eingefügten Steinen.
Die Verwendung von regelmäßigen Quadern im Fundament, passt nicht so recht zum Aufbau der aufgehenden Wand, mit nachlässiger behauenen Steinen und dem Einbau einer Ausgleichsschicht. Die wenigen
sorgfältig bearbeiteten Steine im Aufgehenden würden eher zur Technik des Langhausfundamentes passen, sie könnten von diesem älteren Bauzustand stammen.
An eine bereits bestehenden Kirche, die aus Holz gewesen sein dürfte, war also der Turm als erster Steinbau angefügt worden. Er stand auf einer Fläche, die vorher bereits als Friedhof genutzt worden
war. In einer zweiten Phase wurde die Holzkirche durch ein Gebäude aus sorgfältig behauenen Feldsteinen ersetzt. Der heutige, aus nur grob behauenen Steinen errichtete Bau vom Ende des 13. oder
Anfang des 14. Jahrhunderts wäre, diesen Gedanken folgend, die dritte Steinbauphase der Dorfkirche.