Golßen

Auf dem nahe gelegene Utzenberg werden neben einem vermuteten spätbronzezeitlichen Ringwall auch eine slawische Burg und eine frühdeutsche Befestigung lokalisiert. Das spätere Schloss in Golßen, Landkreis Dahme-Spreewald, scheint die Funktionen der genannten Anlagen übernommen zu haben.


Golßen wurde im Jahre 1276 erstmals schriftlich erwähnt. Der Name geht auf den slawischen Ortsnamen Golzyn zurück, der slawische Wurzeln auch für die erste Ansiedlung vermuten lässt.


Im 13. Jahrhundert wurde Golßen das Stadtrecht verliehen, im Jahre 1301 wurde die mittelalterliche Burg bei Golßen erstmals schriftlich erwähnt. Interessant für die Frage des Siedlungsbeginns ist auch die Tatsache, dass Golßen lange Zeit im Besitz der Wettiner war, und dass für die Kirche in Alt-Golßen eine Gründung im 12. Jahrhundert erwogen wird.

 

Marktplatz

Über dem gewachsenen Boden fand sich ein schwer eingrenzbarer Horizont, der leicht humos zu sein schien aber weitgehend fundleer blieb. Erst eine darüber liegende Sandschicht, die eigentliche urgeschichtliche Kulturschicht, setzte sich deutlicher ab. Waagerecht abgestrichene Ränder mit Fingertupfen und aufgelegte Schulterleisten erlauben eine erste Zuordnung der Keramik in die frühe Eisenzeit, einige Wandscherben mit Besenstrichverzierung stützen diese Datierung. In diese erste nachgewiesene Nutzungsperiode konnten auch Reste einer Feuerstelle und vier Pfostenlöcher eingeordnet werden. Die Verteilung der hier gefundenen, meist auffallend schweren Schlacken deutet eine Metallverarbeitung südlich der untersuchten Fläche hin, ein Fund von relativ einheitlichen Fehlbränden wurde als Hinweis auf Töpferei gedeutet.


Belege für die mittelalterliche Nutzung, eine Sandschicht und einige wenige andere Befunde, wurden hauptsächlich im Südteil von Abschnitt 1 nachgewiesen. Die geringe Fundanzahl erlaubt aber bei den meisten der Fundkomplexe keine verlässliche Datierung, das Fehlen jüngerer Keramik könnte zufällig sein. Befunde aus dieser Zeit dürften auf dem größten Teil der untersuchten Fläche abplaniert worden sein.


Nach den Geländebewegungen scheint der Marktplatz eine Zeitlang offen gelegen zu haben. Die Wagenspuren und einige Gruben und Pfostenlöcher ließen sich aber zeitlich nicht näher einordnen. Sie könnten auch während des Aufbringens einer Planierschicht im 19. Jahrhundert entstanden sein.

 

Lindenplatz

Unter dem Lindenplatz fanden sich bei den archäologischen Untersuchungen im wesentlichen moderne Aufplanierungen. Sowohl der Meilenstein im Westen als auch ein Feldsteinbrunnen im Osten des Platzes waren zeitlich erst nach den Planierungsmaßnahmen anzusetzen. Die Oberfläche des Stadthügels senkte sich früher stärker nach Westen hin ab, was durch die Aufplanierungen ausgeglichen worden war.


Das späte Datum dieser Geländeanpassung erlaubt Rückschlüsse auf die Existenz einer Siedlungslücke zwischen der Burg in der Niederung und der Siedlung um den Marktplatz auf dem Hügel. Eine zur Burg gehörende, vorwiegend agrarischen Vorburgsiedlung wäre in der Niederung, nahe der Burg zu suchen. Der Siedlungskern am Markt kann deswegen als Händlersiedlung gedeutet werden.


Uwe Müller, Handgemacht, grob gemagert, unverziert. Eisenzeitliche Keramik in Golßen, Landkreis Dahme-Spreewald. In: Archäologie in Berlin und Brandenburg 1999, Stuttgart 2000, 67
Uwe Müller, Die archäologischen Untersuchungen auf dem Marktplatz von Golßen, Landkreis Dahme-Spreewald. In: Arbeitsberichte zur Bodendenkmalpflege Brandenburg 7 (=Einsichten. Archäologische Beiträge für den Süden des Landes Brandenburg 3) Wünsdorf 2001, 109-115

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